Wir sind aus den Gemüseabteilungen der großen Supermärkte ein Angebot gewohnt, das keine Jahreszeiten zu kennen scheint: Es gibt das ganze Jahr über Kürbisse,Weintrauben und Apfelsinen, Erdbeeren zu Weihnachten und den ersten Spargel schon im Februar. Im Bioladen verändert sich das Obst und Gemüsesortiment im Laufe des Jahres in der Regel stärker.
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Von Anbietern und Kund_innen wird Wert auf Regionalität und ein stärker saisonales Angebot gelegt. Dementsprechend gibt es hier jetzt viele tolle Wintergemüse, zum Beispiel Knollen und Wurzeln, die sich gut und lange lagern lassen, Kürbisse und Lauch und eine unglaubliche Vielfalt an Kohlsorten – doch auch Bio-Käufer_innen steht zwischen all den herzhaften Wintergerichten auch der Sinn nach frischen leichten Geschmäckern und mehr Farbe auf den Tellern.
Und so findet man auch im Bioladen das ganze Jahr über Tomaten, Auberginen, Zucchini und Kopfsalate – auch im Winter. Neben Artikeln wie Bananen oder Ananas, die ganz selbstverständlich immer und über weite Entfernungen anreisen, werden jetzt auch andere Früchte zum Importartikel.
Grund für einen hohen Anteil an Importwaren im Biohandel ist aber auch noch ein anderer: Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in Deutschland steigt seit Jahren kontinuierlich – und das in einem Maß, das deutlich über dem Zugewinn an Flächen steht, die von deutschen Bio-Landwirten bewirtschaftet werden. Längst bietet auch der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel ganz selbstverständlich Obst und Gemüse aus Bio-Anbau an. Dieser wachsende Markt für Bio-Lebensmittel kann nur bedient werden, wenn ein nicht unerheblicher Teil des Gemüses im großen Stil im Ausland produziert und von dort importiert wird.
So stammen im Jahresdurchschnitt über 70% der Bio-Tomaten und knapp 90% der Bio-Paprika auf dem deutschen Markt aus dem Ausland.
Saisonal einkaufen schont die Umwelt, denn die langen Wege per LKW oder Schiff aus weit entfernten, wärmeren Gebieten, in denen die sonnenliebenden Früchte auch im Winter wachsen und reifen, verursachen CO2-Emissionen. Der alternative Anbau in beheizten Gewächshäusern hat sogar einen noch höheren Ausstoß von CO2 zufolge, selbst wenn die Wege beispielsweise aus den Niederlanden zu uns kürzer sind. Wer allerdings seine Einkäufe mit dem Auto nach Hause bringt, verursacht damit – auf das Kilo Gemüse umgelegt – einen deutlich höheren CO2-Ausstoß, als der Transport der Waren in großen Mengen mit dem Schiff oder dem LKW (ausgenommen sei hier der Frachttransport mit dem Flugzeug!). Und auch regionale Lagerware, die In Kühlhäusern eingelagert wird, verbraucht Energie. So kippt zum Beispiel bei heimischen, gekühlt gelagerten Äpfeln irgendwann im frühen Frühjahr die Ökobilanz – sie stehen dann den Äpfeln aus Übersee im Einsatz von Ressourcen in nichts mehr nach. Entscheidend ist als der Zeitpunkt und das „Gesamtpaket“ des Einkaufs.
Auch qualitativ machen der Ort des Anbaus und die Dauer des Transports einen Unterschied. Denn um die langen Transportzeiten gut überstehen zu können und nicht etwa überreif bei den Verbraucher_innen anzukommen, werden Obst und Gemüse in vielen Fällen unreif geerntet und reifen auf dem Weg mehr (oder weniger) nach. Saisonales und regionales Gemüse gelangt dagegen optimal gereift und frisch geerntet auf den Markt – das sieht, riecht und schmeckt man und auch der Gehalt an Nährstoffen und Vitaminen ist höher.
Zudem zeitigt der extensive Anbau von Gemüse und Obst rund ums Jahr natürlich Folgen für die Böden und die Trinkwasserreserven in Regionen, in denen beides oft knapp ist. Und die sozial- und arbeitsrechtlichen Standards sind in den Anbauländern oft niedriger als in Deutschland, unter Umständen wird hier nicht nur die Natur ausgebeutet.
Das Oecotop Schwachhausen legt Wert auf den regionalen – saisonalen Bezug seiner Angebote. Wenn das Angebot an hiesigem Gemüse aber weniger wird, füllen auch hier Tomaten und Auberginen aus südlicheren Gefilden das Gemüseregal. Das Oecotop bevorzugt auch bei frischem Gemüse und Obst Verbandsware, die nach deutlich höheren Standards produziert wird, als Produkte, die „nur“ mit dem EG-Biosiegel ausgezeichnet sind und damit lediglich für ein Mindestmaß an Bio stehen. Um seinen Kund_innen auch geschmacklich Lebensmittel von bester Qualität bieten zu können, setzt es auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Großhändlern und deren langjährige Lieferanten.
Ein Beispiel für enge, persönliche und transparente Beziehungen zwischen Produzenten und Abnehmern ist der Bericht über die Spanienreise, die Dieter Vogt-Miska im November 2016 gemeinsam mit Naturkost Elkershausen unternommen hat.