Verpackungen sollen Lebensmittel vor Verunreinigung schützen, frisch halten und dafür sorgen, dass der Einkauf wohlbehalten zuhause im Kühlschrank und auf dem Esstisch ankommt. Die richtige Verpackung scheint dafür unerlässlich, doch wenn ihr Inhalt aufgegessen ist – wird sie weggeschmissen.
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Die Zahlen
Das Umweltbundesamt hat im Frühjahr die Zahlen für Verpackungsabfall aus dem Jahr 2013 veröffentlicht: Mit 17,1 Tonnen an Verpackungsabfall wurde ein neuer Höchststand erreicht, und die Tendenz ist weiter steigend. Auf die Endverbraucher_innen entfällt dabei gut die Hälfte des Verpackungsmülls. Kleinere Haushalte, veränderte Konsum- und Ernährungsgewohnheiten und steigende Ansprüche an Hygiene und einfache Handhabung führen zu einem immer höheren Aufkommen an Verpackungsmaterialien.
Zur gleichen Zeit werden in Blogs und Internetforen nachhaltiger Konsum zum Trend erklärt und Tipps zum Einkaufen mit der Tupperbox ausgetauscht, die Eröffnung von Unverpackt-Läden wird bejubelt und große Supermarkt-Ketten feiern den Abschied von der Plastiktüte. Entgegen aller Statistik ist Müllvermeidung längst eine gesellschaftliche Bewegung.
Wo zwischen diesen beiden Polen steht eigentlich Bio?
Plastik: Fluch und Segen der Verpackung?
In aller Regel bestehen Lebensmittelverpackungen aus Papier und Pappe, seltener aus Glas, aber vor allem aus Kunststoff.
Zur Produktion von Kunststoff wird mit dem Naphta ein Nebenprodukt aus der Kraftstoffproduktion genutzt. Durch verschiedenste Produktionsschritte in der chemischen Herstellung und durch Zugabe von verschiedensten Additiven – das können je nach Anwendungsbedarf Stoffe wie Weichmacher, Flammschutzmittel oder Farbstoffe sein – lässt sich aus dem Ausgangsmaterial ein unglaublich flexibles und genau auf seine Bestimmung zugeschnittenes Produkt machen. Der Ausgangsstoff Erdöl ist zwar eine endliche Ressource, deren Ausbeutung nicht ewig weitergeführt werden kann, noch sind die Preise für Rohöl jedoch so niedrig, dass Kunststoff ein unschlagbar günstiges Material ist.
Ein weiterer Vorteil von Plastik ist gleichzeitig sein größter Nachteil: Die Molekülverbindungen des Kunststoffs, sogenannte Polymere, sind deutlich stabiler als das Produkt, das aus ihnen hergestellt wurde. Plastik verrottet nicht, seine Bestandteile werden zwar kontinuierlich kleiner, aber sie werden nicht abgebaut. Und man geht davon aus, dass es etwa 450 Jahre dauert, bis zum Beispiel eine Plastikflasche im Meer in kleinste Teilchen zerrieben ist.
Seit etwa Mitte der 90er Jahre weiß man von riesigen Müllstrudeln auf den Ozeanen, die ständig weiterwachsen. Der größte von ihnen, der Great Pacific Garbage Patch, hat inzwischen die Größe Zentraleuropas angenommen. Ein Großteil des Mülls ist an der Wasseroberfläche allerdings gar nicht zu sehen – denn etwa 70% sinken nach und nach auf den Grund. Gut dreiviertel des Mülls im Wasser besteht aus Plastik, das dort über Jahrzehnte hinweg schwimmt und nur langsam von den Wellen zerkleinert wird. Schätzungen zufolge schwimmen heute fünzigmal mehr winzigkleine Plastikteilchen im Meer als Plankton und werden so zur fatalen Nahrung für Kleinstlebewesen, Fische und Vögel, die daran verenden. Und über die Nahrungskette landet der Kunststoff längst auch auf den Tellern der Menschen.
Die Müllstrudel machen deutlich, dass die Plastikflut längst ein drängendes globales Problem darstellt, das einen bewussteren Umgang mit Plastikprodukten und die Suche nach Alternativen fordert.