Verpackungen sollen Lebensmittel vor Verunreinigung schützen, frisch halten und dafür sorgen, dass der Einkauf wohlbehalten zuhause im Kühlschrank und auf dem Esstisch ankommt. Lesen Sie hier über Hintergründe zu Alternativen wie Bioplastik und Recyclingprozesse.
- Das Problem mit den Plastikverpackungen
- Bioplastik, Alternativen & Recycling
- Bio-Produkte in Bio-Verpackungen?
- Verpackung an der Käsetheke im Oecotop
- Kommt nicht in die Tüte… aber der Einkauf muss nach Hause!
Alternative Bioplastik?
Tüten und Verpackungen aus Bioplastik könnten eine Alternative zu klassischen Kunststoffen sein, oder nicht?
Zunächst einmal geht mit der Bezeichnung Biokunststoff eine Begriffsverwirrung einher. Sie kann sich nämlich entweder auf die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen oder auf die vollständige biologische Abbaubarkeit beziehen. Die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel aus Kartoffel- oder Maisstärke oder aus Milchsäure, kann, muss aber nicht heißen, dass die Tüte in jedem Fall auch wieder biologisch abbaubar ist.
Genauso muss die Angabe biologisch abbaubar auf einer Tüte nicht bedeuten, dass sie nicht auf der Basis von Mineralöl chemisch hergestellt wurde. Auch Kombinationen von Kunststoff aus biologischen Rohstoffen und Kunststoff auf Erdölbasis sind möglich.
Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Herstellung von Kunststoff scheint zunächst eine echte Alternative zur Ausbeutung der Erdölreserven. Aber die Produktion zieht neue Probleme nach sich: Ähnlich zur Gewinnung von Biodiesel oder Biogas, tritt hier die Erzeugung von Rohstoffen für die Industrie in Konkurrenz zur Erzeugung von Lebensmitteln. Mit all ihren Folgeerscheinung von Monokulturen, Überdüngung, Gentechnik und dem Einsatz von Pestiziden.
Auch vollständig biologisch abbaubar klingt natürlich erstmal super, man muss jedoch wissen, dass das Kompostieren von Tüten aus Bioplastik nicht auf dem Komposthaufen in der Gartenecke funktioniert, sondern nur unter den Bedingungen von industriellen Kompostierungsanlagen. Dabei zerfällt der Bio-Kunststoff in Kohlendioxid und Wasser – es bilden sich also keine neuen Bodenbestandteile wie bei der Kompostierung von anderen organischen Abfällen. So absurd es klingt: die beste Ökobilanz erreichen Tüten aus Bio-Kunststoff deshalb sogar, wenn sie nicht kompostiert, sondern in der Müllverbrennungsanlage verbrannt und zur Gewinnung von Strom oder Wärme genutzt werden.
Die klassischen Alternativen
Andere Materialien erscheinen aus diesen Gründen auf den ersten Blick als die besseren Alternativen: Glas hat eine sehr gute Recyclingquote, lässt sich für Mehrwegsysteme nutzen und gibt noch dazu keinerlei Stoffe an seinen Inhalt ab. Leider ist es aber auch relativ schwer, das ist ein Nachteil im Transport, die Infrastruktur für Pfandsysteme muss gegeben sein – und natürlich ist es zerbrechlich.
Papier und Pappe bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und sind biologisch abbaubar. Doch in der Produktion entstehen erhebliche Mengen an CO2-Emissionen, die zum Teil der Produktion von Kunststofffolien in nichts nachstehen. Und in der Weiterverarbeitung werden zum Beispiel mineralölhaltige Farben genutzt, die direkt oder nach dem Recycling zu neuen Kartonagen durchaus auf den damit verpackten Inhalt übergehen können (der zum Schutz davor dann wieder in Folie verpackt wird).
Werden diese und mehr verschieden Dimensionen mit einbezogen, zeigt sich, dass die Ökobilanz von Kunststoff oft nicht schlechter ist als die anderer Werkstoffe. Auf Plastik verzichten: so einfach ist es also nicht.
Verwerten und Recyclen
Mülltrennung gehört in Deutschland längst zum Alltag. Dementsprechend hoch ist die Vewertungsquote der Verpackungsabfälle: 96,5% der Verpackungsabfälle privater Haushalte aus dem Jahr 2013 sind stofflich oder energetisch verwertet worden.
Von energetischer Verwertung spricht man, wenn durch die Verbrennung des Abfalls Strom oder Wärme erzeugt wird. Die Vorgaben für die stoffliche Verwertung, das heißt für das Recycling zu neuen Stoffen, gibt es je nach Material unterschiedliche Vorgaben: Glas, Papier, Aluminium und Verbundstoffe müssen zu einer Rate von 60 bis 75% stofflich verwertet werden, Kunststoffabfälle zu mindestens 36%.
Die Wiederverwertung von Abfällen ist sicher besser als ihr Deponierung, trotzdem heißt Recycling fast immer auch Down-Cycling: Die neugewonnenen Materialien sind in der Regel qualitativ minderwertig gegenüber dem Ausgangsstoff. Aus einem Joghurtbecher wird also nicht wieder ein Joghurtbecher, sondern eher Dämmmaterial oder ein Blumenkübel.
Wiederverwertung kann also nur ein Teil der Lösung sein, nachhaltiger ist es aber, Müll schon vorher zu vermeiden: am besten schon beim Einkauf.
Auf der nächsten Seite:
» Bio-Produkte in Bio-Verpackungen?