Erdbeeren im Winter/Clementinen im Sommer

Ein Reisebericht von Dieter Vogt-Miska

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Hier berichte ich von der Teilnahme einer Kundenfahrt mit Naturkost Schramm (Import-Export GmbH) und Naturkost Elkershausen aus Göttingen vom 06.11-10.11.16 nach Andalusien:

Eine Rundreise durch Andalusien

Die Kombination von Großhändler Naturkost Elkershausen/Naturkost Schramm, den verschiedensten Fachhändlern aus Deutschland und den spanischen Erzeugern vor Ort machte diese Reise einzigartig.

In drei Tagen besuchten wir fünf Erzeuger in Andalusien, bei angenehmen Temperaturen (20-22°) unter blauem Himmel. Wir wurden mit großer Gastfreundschaft empfangen, alle Türen wurden uns geöffnet, alle Fragen wurden beantwortet. Ziel war es, die Erzeuger und Gärtner sowie deren Produktvielfalt kennen zu lernen, denn in den Wintermonaten füllen ihre Artikel unser Obst- und Gemüseregal.

Avocados, Mangos und Gemüse

Zuerst besuchten wir Enrique Morales (Firma Jalhuca), ca. 30 km von Malaga entfernt. Dort produziert er seit 2002 ausschließlich ökologisch Avocados, Mangos und Gemüse in Gewächshäusern. Ca. 70% der über Naturkost Elkershausen gehandelten Avocados stammen von JALHUCA.

Enrique Morales
Enrique Morales produziert seit 2002 ausschließlich ökologisch

Es werden die drei Avocadosorten Bacon, Fuerte und Hass angebaut, die eigene Nachzucht der Bäume erfolgt durch Veredelung auf dem Kern des Topa Topa Baums. Die Avocado-Bäume auf den bergigen Feldern werden etwa 20 Jahre alt, anschließend werden sie durch Jungbäume ersetzt. Die Bäume sind bezüglich der klimatischen Anforderungen anspruchsvoll (sie stammen ursprünglich aus Mexico). In Bezug von Schädlingsbefall sind sie allerdings sehr robust, hohe Anforderungen stellt dagegen die Wasserversorgung dar.

Der Avocadohain ist mit einer Bewässerungsanlage (inkl. Flüssigdüngerversorgung) ausgerüstet, sodass jeder Baum optimal versorgt werden kann. Das Wasser dafür gewinnt die Farm über einen eigenen Brunnen mit Pumpstation und eine Staubeckenversorgung. Ein ca. 5 Jahre alter Baum benötigt am Tag ca. 80 Liter Wasser, die Erntemenge pro Baum liegt durchschnittlich bei 50-100 Kilo.  Momentan beschäftigt Enrique Morales 42 Mitarbeiter, davon 90% Spanier aus der Umgebung. Nach der Besichtigung der Felder präsentierte uns der Firmenchef die Abpackstation in Velez-Malaga.

Avocados reifen nicht am Baum - entsprechend robust sind die Früchte nach der Ernte
Avocados reifen nicht am Baum – entsprechend robust sind die Früchte nach der Ernte

 

Wir waren überrascht über den Umgang mit den geernteten Früchte auf den Laufbändern und in der Sortieranlage, doch die knallharten Früchte machten jeden Sprung vom Band schadensfrei mit, um anschließend nach Kaliber sortiert in die Kisten für den Handel zu gelangen. Erst dann beginnt die eigentliche Reife der Frucht, am Baum gelangen Avocados nie zur Reife.

Zwischenstopp: Mispel und Cherimoya

Im Anschluss ging es zu Michael Gayde in Montril, einem Spezialist für Mispel und Cherimoya, zwei sehr anspruchsvollen Gewächsen. Mit diesen Früchten wird überwiegend der spanische Markt bedient. Nicht alles kann auf dem deutschen Markt als gängiger Artikel funktionieren. Nun ging die Fahrt weiter, vorbei am „Plastikmeer von Almeria“ in Richtung Nijar.

Das Plastikmeer von Almería – kein Zwischenstopp

Das sogenannte „Plastikmeer“ entstand bereits in den 80er Jahren und bedient mit tausenden Hektar Foliengewächshäusern den europäischen Markt mit Feingemüse (Tomaten, Paprika,Gurken usw.) Über diesen „spanischen Schandfleck“ gibt es zahlreiche Artikel im Internet. Nun hält dort auch das EG-Biogemüse Einzug, denn die großen Supermarktketten fordern gigantische Mengen, um die Nachfrage zu erfüllen. Aus dieser Region bezieht Naturkost Schramm kein einziges Produkt!

Demeter-Qualität gegen Massenbedarf

In Nijar besuchten wir Andres und Francisco Jesus Monotoya Sanchez. Dort werden ca. 120 ha für die Firma Naturkost Schramm angebaut, davon 15 ha in Demeterqualität. Wir konnten Folienhäuser und Freilandflächen besichtigen. Das typische Ratatouille-Gemüse (Auberginen, Zucchini, Tomaten) füllte die Folienhäuser. Hier hat die Tomaten-Marke „Bio-Excellent“ ihren Ursprung.

Das sogenannte Microklima ermöglicht in dieser Region einen ganzjährigen Anbau, eine Heizanlage in den Folientunneln wird hier nicht benötigt, über 3000 Sonnenstunden verwöhnen die Pflanzen.
In der Packstation von Eco Rubiales sahen wir ebenfalls viel Ware für den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (Rewe, Edeka usw.). Hier wurden Kleinstpackungen von Cocktailtomaten abgepackt, Paprika und Auberginen in Folien für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) eingeschweißt. Die große Bionachfrage ist auch hier angekommen.

Bio-Produktion für den Massenmarkt - die Nachfrage ist bereits angekommen
Bio-Produktion für den Massenmarkt – die Nachfrage ist bereits angekommen

Erfinderisch: Die Gebrüder Gimenez-Segura

sm_4_papayaAnschließend besuchten wir die drei Brüder Manuel, Jose und Javier Gimenez-Segura in deren Zentrale Campohermoso, nahe der Stadt Nijar. Die drei wirtschaften seit 2003 ökologisch und vermarkten Ihre Ware seit 2011 unter dem Namen „Naturcharc“. Zur Zeit füllen u.a. ihre Artikel die Gemüse-Regale im Oecotop in der Friedrich-Karl-Straße. Auch hier sind Auberginen, Zucchini, Paprika und Tomaten die Schwerpunkte, als „neues“ Produkt konnten wir ein Folienhaus voller Papayas bestaunen. Interessant war der Hinweis auf die traditionelle Bauweise der Folienhäuser, denn hier waren Stützpfeiler aus Holz montiert, um bei einem Kälteeinbruch noch 3-4°C mehr an Temperatur zu erzielen.

Sorgt für schonenden Umgang mit den Böden - die Kompostanlage bei naturcharc
Sorgt für schonenden Umgang mit den Böden – die Kompostanlage bei naturcharc

Zukunftsorientiert wurde uns mit Stolz das neue Kompostprojekt von Naturcharc demonstriert. In Kooperation mit Naturkost Schramm und dem Schweizer Kompostfachmann Urs Hildebrandt wurde eine 2 ha große Fläche für eine Kompostanlage angelegt. Herr Hildebrandt erschien direkt aus Linz, um bei der Besichtigung der Kompostanlage die theoretischen Grundlagen zu erläutern. Da sich in dieser Region Spaniens die Landwirtschaft so rasant entwickelt, ist es umso wichtiger, sich für gesunde und nährstoffreiche Böden einzusetzen.

Ausgefeilte Planung bei David Samper Martinez

Kennt den Bio-Anbau wie kaum ein anderer und produziert seit 1993 ökologisch - David Samper-Martinez
Kennt den Bio-Anbau wie kaum ein anderer und produziert seit 1993 ökologisch – David Samper-Martinez

Am letzten Tag besuchten wir in der Region von Murica einen echten Öko-Pionier. Seit 1993 ist David Samper Martinez in der ökologischen Landwirtschaft tätig.

Der Betriebsleiter von Camposeven bewirtschaftet gemeinsam mit sieben weiteren Anbauern über 1000 ha. Davon bewirtschaftet er selbst ca. 170 ha Land nach Demeter-Richtlinien. Insgesamt produzieren 5 der 7 Anbauer in Demeterqualität. Die riesige Packstation von 8000 qm befand sich bei unserem Besuch im Totalumbau, sodass diese als Baustelle für uns gesperrt war. Auf dem weitläufigen Freiland hingegen präsentierte uns der Betriebsleiter den Anbau von Fenchel, Broccoli und Eissalat. Auch diese Produkte bereichern unser Gemüseangebot in der kalten Jahreszeit. Die auf den Feldern eingesetzten Folienstreifen dienen der Unkrautbekämpfung aber auch dem Erhalt der Feuchtigkeit im Boden.

Ein Bewässerungssystem wird bei Einrichtung der Felder mit in den Boden integriert. Die Reihen-Pflanzung erfolgt zweimal, dann werden die Folienstreifen wieder recycelt. Perfekte Organisation im großen Stil und mit viel Erfahrung.

Auf dem Rückweg, ein letzter Blick auf das sonnige Andalusien
Auf dem Rückweg, ein letzter Blick auf das sonnige Andalusien

Der Besuch vor Ort war rundherum beeindruckend. Durch Zusammenarbeit von motivierten und verlässlichen Partnern kann ich mit einem guten Gefühl behaupten, dass wir wissen, woher unsere Produkte stammen. Sie unterscheiden sich deutlich von der EG-Bio-Massenware, deren enorme Nachfrage die Entwicklung der spanischen Landwirtschaft weiterhin beeinflussen wird.